α. Die Gattung und die Arten
§ 368

In ihrer ansichseienden Allgemeinheit besondert sich die Gattung zunächst in Arten überhaupt. Die unterschiedenen Gebilde und Ordnungen der Tiere haben den allgemeinen, durch den Begriff bestimmten Typus des Tiers zum Grunde liegen, welchen die Natur teils in den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung von der einfachsten Organisation an bis zu der vollendetsten, in welcher sie Werkzeug des Geistes ist, teils unter den verschiedenen Umständen und Bedingungen der elementarischen Natur darstellt. Zur Einzelheit fortgebildet ist die Art des Tieres sich an und durch sich selbst von den anderen unterscheidend und durch die Negation derselben für sich. So in feindlichem Verhalten andere zur unorganischen Natur herabsetzend, ist der gewaltsame Tod das natürliche Schicksal der Individuen.

Es ist in der Zoologie, wie in den Naturwissenschaften überhaupt, mehr darum zu tun gewesen, für das subjektive Erkennen sichere und einfache Merkmale der Klassen, Ordnungen usf. aufzufinden. Erst seitdem man diesen Zweck sogenannter künstlicher Systeme bei der Erkenntnis der Tiere mehr aus den Augen gesetzt hat, hat sich eine größere Ansicht eröffnet, welche auf die objektive Natur der Gebilde selbst geht; unter den empirischen Wissenschaften ist schwerlich eine, welche in neueren Zeiten so große Erweiterungen, nicht vorzugsweise in der Masse von Beobachtungen, denn daran hat es in keiner Wissenschaft gefehlt, sondern nach der Seite erlangt hat, daß ihr Material sich gegen den Begriff hingearbeitet hat, als die Zoologie durch ihre Hilfswissenschaft, die vergleichende Anatomie. Wie die sinnige Naturbetrachtung (der französischen Naturforscher vornehmlich) die Einteilung der Pflanzen in Monokotyledonen und Dikotyledonen, 9/500 ebenso hat sie den schlagenden Unterschied aufgenommen, den in der Tierwelt die Abwesenheit oder das Dasein der Rückenwirbel macht; die Grundeinteilung der Tiere ist auf diese Weise zu derjenigen im wesentlichen zurückgeführt worden, welche schon Aristoteles gesehen hat.
Näher ist alsdann teils an den einzelnen Gebilden der Habitus, als ein die Konstruktion aller Teile bestimmender Zusammenhang, zur Hauptsache gemacht worden, so daß der große Stifter der vergleichenden Anatomie, Cuvier300) , sich rühmen konnte, aus einem einzelnen Knochen die wesentliche Natur des ganzen Tieres erkennen zu können. Teils ist der allgemeine Typus des Tiers durch die verschiedenen, noch so unvollkommen und disparat erscheinenden Gebilde verfolgt und in der kaum beginnenden Andeutung - so wie in der Vermischung der Organe und Funktionen ihre Bedeutung - erkannt und eben dadurch über und aus der Besonderheit in seine Allgemeinheit erhoben worden. - Eine Hauptseite dieser Betrachtung ist die Erkenntnis, wie die Natur diesen Organismus an das besondere Element, in das sie ihn wirft, an Klima, Kreis der Ernährung, überhaupt an die Welt, in der er aufgeht (die auch eine einzelne Pflanzen- oder andere Tiergattung sein kann), anbildet und anschmiegt. Aber für die spezielle Bestimmung ist ein richtiger Instinkt darauf gefallen, die Unterscheidungsbestimmungen auch aus den Zähnen, Klauen und dergleichen, - aus den Waffen zu nehmen, denn sie sind es, wodurch das Tier selbst sich gegen die anderen als ein Fürsichseiendes setzt und erhält, d. i. sich selbst unterscheidet.
Die Unmittelbarkeit der Idee des Lebens ist es, daß der Begriff nicht als solcher im Leben existiert, sein Dasein sich daher den vielfachen Bedingungen und Umständen der äußeren Natur unterwirft und in den ärmlichsten 9/501 Formen erscheinen kann; die Fruchtbarkeit der Erde läßt Leben allenthalben und auf alle Weisen ausschlagen. Die Tierwelt kann fast noch weniger als die anderen Sphären der Natur ein in sich unabhängiges vernünftiges System von Organisation darstellen, an den Formen, die durch den Begriff bestimmt wären, festhalten und sie gegen die Unvollkommenheit und Vermischung der Bedingungen vor Vermengung, Verkümmerung und Übergängen bewahren. - Diese Schwäche des Begriffs in der Natur überhaupt unterwirft nicht nur die Bildung der Individuen äußerlichen Zufälligkeiten - das entwickelte Tier (und der Mensch am meisten) ist Monstrositäten ausgesetzt-, sondern auch die Gattungen ganz den Veränderungen des äußeren allgemeinen Naturlebens, dessen Wechsel das Tier mit durchlebt (vgl. Anm. § 392) und damit nur ein Wechsel von Gesundheit und Krankheit ist. Die Umgebung der äußerlichen Zufälligkeit enthält fast nur Fremdartiges; sie übt eine fortdauernde Gewaltsamkeit und Drohung von Gefahren auf sein Gefühl aus, das ein unsicheres, angstvolles, unglückliches ist.

Zusatz. Das Tier ist, als ein der Natur angehöriges Leben, wesentlich noch ein unmittelbares Dasein und damit ein Bestimmtes Endliches, Partikulares. Die Lebendigkeit, an die unendlich vielen Partikularisationen der unorganischen und dann der vegetabilischen Natur gebunden, existiert immer als eine beschränkte Art, und diese Beschränktheiten kann das Lebendige nicht überwinden. Der besondere Charakter hat nicht die Allgemeinheit der Existenz (das wäre das Denken) zu seiner Bestimmung, sondern das Lebendige kommt in seinem Verhältnisse zur Natur nur bis zur Besonderheit. Das Leben, das diese Naturpotenzen aufnimmt, ist der mannigfaltigsten Modifikationen seiner Bildung fähig; es kann mit allen Bedingungen vorlieb nehmen und noch unter ihnen pulsieren, wiewohl die allgemeinen Naturmächte darin immer das durchaus Herrschende bleiben.
Bei dem Erforschen nun der Einteilung der Tiere wird so verfahren, daß man das Gemeinschaftliche, worauf die konkreten Gebilde reduziert werden, und zwar in einer einfachen, sinnlichen Bestimmtheit aufsucht, die damit auch eine äußerliche ist. Aber solche einfache Bestimmungen gibt es nicht. Hat man z. B. die 9/502 allgemeine Vorstellung "Fisch" als das Gemeinschaftliche dessen, was man in der Vorstellung unter diesem Namen zusammenstellt, und fragt man jetzt: Was ist die einfache Bestimmtheit an den Fischen, ihre eine objektive Eigenschaft?, so ist die Antwort "im Wasser zu schwimmen" ungenügend, da auch eine Menge Landtiere dies tun. Schwimmen ist ohnehin nicht ein Organ, noch Gebilde, überhaupt kein bestimmter Teil der Gestalt der Fische, sondern eine Weise ihrer Tätigkeit. So ein Allgemeines wie "Fisch" ist eben als Allgemeines an keine besondere Weise seiner äußerlichen Existenz geknüpft. Indem man nun annimmt, daß so ein Gemeinschaftliches in einer einfachen Bestimmtheit, z. B. Flossen, bestimmt dasein müsse, und solches sich nicht findet, so wird es schwer, Einteilungen zu machen. Es wird dabei die Art und Weise der einzelnen Gattungen und Arten zugrunde gelegt, sie als Regel aufgestellt; ihre Mannigfaltigkeit, die Ungebundenheit des Lebens läßt aber nichts Allgemeines zu. Die Unendlichkeit von Formen des Animalischen ist daher nicht so genau zu nehmen, als ob die Notwendigkeit der Ordnungen absolut festgehalten wäre. Man muß deshalb umgekehrt die allgemeinen Bestimmungen zur Regel machen und die Naturgebilde damit vergleichen. Entsprechen sie ihr nicht, spielen sie aber an sie an, gehören sie ihr nach einer Seite, nach einer andern aber nicht, so ist nicht die Regel, die Gattungs- oder Klassenbestimmtheit usf., zu ändern, als ob diese jenen Existenzen angemessen sein müßte, sondern umgekehrt, diese sollen jenen angemessen sein, und insofern diese Wirklichkeit es nicht ist, so ist es ihr Mangel. Die Amphibien z. B. bringen zum Teil lebende Junge zur Welt und atmen mit Lungen wie die Säugetiere und Vögel, haben aber, gleich den Fischen, keine Brüste und ein Herz mit einer einzigen Kammer. Gibt man nun schon beim Menschen zu, daß es auch schlechte Werke gebe, so muß es bei der Natur deren noch mehr geben, da sie die Idee in der Weise der Äußerlichkeit ist. Bei dem Menschen liegt der Grund davon in seinen Einfällen, seiner Willkür, Nachlässigkeit, wenn man z. B. Malerei in die Musik bringt, oder mit Steinen malt in Mosaik, oder das Epos ins Drama überträgt. Bei der Natur sind es die äußeren Bedingungen, welche das Gebilde des Lebendigen verkümmern; diese Bedingungen haben aber diese Wirkungen, weil das Leben unbestimmt ist und seine besonderen Bestimmungen auch von diesen Äußerlichkeiten erhält. Die Formen der Natur sind also nicht in ein absolutes System zu bringen und die Arten der Tiere damit der Zufälligkeit ausgesetzt.
Die andere Seite hierzu ist die, daß dann allerdings der Begriff sich auch geltend macht, aber nur bis zu einem gewissen Grade. Es gibt nur einen Typus des Tiers, und alles 9/503 Verschiedene ist nur Modifikation desselben. Die Hauptverschiedenheiten haben zur Grundlage dieselben Bestimmungen, die wir früher an der unorganischen Natur als die Elemente sahen. Diese Stufen sind dann auch Stufen der Ausbildung des tierischen Typus überhaupt, so daß die Stufen der Tiergeschlechter an jenen Bestimmungen erkennbar sind. Es sind so zweierlei Prinzipien vorhanden, die den Unterschied der Tiergattungen bestimmen. Das eine Prinzip der Einteilung, welches der Idee näher liegt, ist dies, daß die weitere Stufe nur eine weitere Entwicklung des einen Typus des Tiers ist; das andere ist, daß die Leiter der Entwicklung des organischen Typus wesentlich mit den Elementen, in welche das Tierleben geworfen ist, zusammenhängt. Solcher Zusammenhang findet jedoch nur bei dem höher entwickelten Tierleben statt; das niedere hat wenig Bezug auf die Elemente und ist gleichgültig gegen diese großen Unterschiede. - Außer diesen Hauptmomenten in der Ordnung der Tierklassen sind die weiteren Bestimmtheiten im Klimatischen enthalten, wie wir denn schon eben bemerkten, daß, weil im Norden die Weltteile mehr zusammenhängen, auch die vegetabilische und animalische Natur daselbst mehr verbunden ist; wogegen, je mehr es in Afrika und Amerika zum Süden geht, wo sich die Weltteile teilen, auch die Tiergattungen desto mehr in Arten auseinandertreten. Während so klimatische Unterschiede das Tier bestimmen, lebt der Mensch überall; aber auch hier sind die Eskimos und andere Extreme verschieden von der Ausbildung der gemäßigten Zone. Noch weit mehr aber unterliegt das Tier solchen Bestimmungen und Lokalitäten, dem Gebirge, Walde, der Ebene usw. Da muß man also nicht überall Begriffsbestimmungen suchen, obwohl die Spuren davon überall vorhanden sind.
In dem Stufengange der Entwicklung, den die Gattungen und Arten bilden, kann man nun mit den unentwickelten Tieren beginnen, in denen die Unterschiede noch nicht so bestimmt in den drei Systemen der Sensibilität, Irritabilität und Reproduktion existieren. Der Mensch ist dann, als der vollkommenste Organismus der Lebendigkeit, die höchste Entwicklungsstufe. Diese Form der Einteilung nach den Entwicklungsstufen ist besonders neuerlich in der Zoologie geltend gemacht worden, denn es sei natürlich, vom unentwickelten zum höheren Organismus fortzuschreiten. Aber um die unteren Stufen zu verstehen, muß man den entwickelten Organismus erkennen, da er der Maßstab oder das Urtier für die weniger entwickelten ist; denn weil in ihm alles zu seiner entwickelten Tätigkeit gekommen ist, so ist klar, daß man aus ihm erst das Unentwickelte erkennt. Infusorien kann man nicht zugrunde legen, denn in diesem dumpfen Leben sind die Beginne 9/504 des Organismus noch so schwach, daß man sie erst aus dem entwickelteren Tierleben fassen kann. Wenn aber gesagt wird, das Tier sei vollkommener als der Mensch, so ist das eine Ungeschicklichkeit. Eine Seite kann am Tier wohl besser ausgebildet sein, aber die Vollkommenheit besteht eben in der Harmonie der Organisation. Der allgemeine Typus, der zugrunde liegt, kann dann aber allerdings nicht als solcher existieren; sondern das Allgemeine, weil es existiert, existiert in einer Partikularität. Ebenso muß die vollkommene Kunstschönheit immer individualisiert werden. Nur im Geiste hat das Allgemeine, als Ideal oder Idee, sein allgemeines Dasein.
Diese Partikularitäten sind nun zu erkennen, wie der Organismus sich dafür bestimmt. Der Organismus ist lebendiger Organismus, dessen Eingeweide durch den Begriff bestimmt sind; dann bildet er sich aber auch ganz dieser Partikularität an. Diese besondere Bestimmung durchdringt alle Teile der Gestalt und setzt sie in Harmonie miteinander. Diese Harmonie ist vornehmlich in den Gliedern (nicht Eingeweiden) vorhanden, denn die Partikularität ist eben die Richtung nach außen, nach einer bestimmten unorganischen Natur. Um so markierter ist aber diese Durchgängigkeit der Partikularisation, je höher und ausgebildeter die Tiere sind. Diese Seite hat nun Cuvier ausgebildet, welcher durch seine Beschäftigung mit fossilen Knochen darauf geleitet wurde; denn um herauszubekommen, zu welchem Tiere sie gehören, mußte er ihre Bildung studieren. Er wurde so zur Betrachtung der Zweckmäßigkeit der einzelnen Glieder gegeneinander geführt. In seinem, "Discours préliminaire" zu den Recherches sur les ossements fossiles des quadrupèdes (Paris 1812) sagt er (S. 58 ff.):
"Jedes organisierte Wesen bildet ein Ganzes, ein einiges und geschlossenes System, dessen sämtliche Teile einander entsprechen und durch Wechselwirkung aufeinander zu derselben Endtätigkeit beitragen. Keiner dieser Teile kann sich verändern, ohne daß es auch die anderen tun, und folglich wird jeder derselben, für sich genommen, alle anderen andeuten und ergeben."
"Wenn also die Eingeweide eines Tiers so organisiert sind, daß sie nur frisches Fleisch verdauen können, so müssen auch die Kinnladen danach eingerichtet sein, die Beute zu verschlingen, die Klauen zum Packen und Zerreißen, die Zähne zum Abbeißen und Zerteilen des Fleisches. Ferner muß das ganze System der Bewegungsorgane geschickt sein, um die Tiere zu verfolgen und zu erreichen, ebenso die Augen, um sie von weitem zu erblicken. Die Natur muß selbst in das Gehirn des Tiers den nötigen Instinkt gelegt haben, sich zu verbergen und seinen Opfern Schlingen zu legen. Dies sind die allgemeinen Bedingungen der fleischfressenden 9/505 Tiere; jedes derselben muß sie unfehlbar in sich vereinen. Die besonderen Bedingungen aber, wie Größe, Art und Aufenthalt der Beute, entspringen auch aus besonderen Umständen innerhalb der allgemeinen Formen, so daß nicht nur die Klasse, sondern auch die Ordnung, die Gattung und selbst die Art in der Form jedes Teils ausgedrückt ist."
"In der Tat, damit die Kinnlade ergreifen könne, muß der Knochenkopf (condyle)", das Organ, welches die Kinnlade bewegt und woran die Muskeln befestigt sind, seine besondere Gestalt haben. Die Schläfenmuskeln müssen einen gewissen Umfang haben; sie erfordern damit eine gewisse Vertiefung des Knochens, in den sie eingefügt sind, und des Jochbogens (arcade zygomatique), worunter sie hindurchgehen. Dieser Jochbogen muß auch eine gewisse Stärke haben, um dem Kaumuskel (masseter) eine hinlängliche Stütze zu gewähren."
So geht es weiter durch den ganzen Organismus: "Damit das Tier seine Beute davontragen könne, müssen die Muskeln, die den Kopf heben" (die Nackenmuskeln), "eine besondere Stärke haben; hiermit hängt wieder die Form der Rückenwirbel zusammen, woran die Muskeln befestigt sind, und die Form des Hinterhaupts, worin sie eingefügt sind. Die Zähne müssen scharf sein, um das Fleisch schneiden, und eine feste Basis haben, um Knochen zermalmen zu können. Die Klauen müssen eine gewisse Beweglichkeit haben" - ihre Muskeln und Knochen daher ausgebildet sein; ebenso ist es mit den Füßen usw.
Diese Harmonie führt dann übrigens auch auf Punkte einer Zusammenstimmung, welche einen sonstigen inneren Zusammenhang haben, der nicht immer so leicht zu erkennen ist: "Wir sehen wohl z. B. ein, daß die Tiere, welche Hufe haben, Vegetabilien fressen müssen, da ihnen die Klauen zum Ergreifen anderer Beute fehlen. Auch sehen wir, daß, weil sie ihre Vorderfüße zu nichts anderem gebrauchen können, als ihren Körper zu stützen, sie keines so großen Schulterblatts bedürfen. Ihre vegetabilische Nahrung wird Zähne verlangen mit platter Krone, um die Körner und Gräser zu zermalmen. Indem diese Krone horizontaler Bewegungen zum Zermalmen bedarf, so wird der Knochenkopf der Kinnlade nicht eine so straffe Angel sein wie bei den fleischfressenden Tieren." Treviranus (a. a. O., Bd. I, S. 198 f.) sagt: "Bei den Rindern stehen in der unteren Kinnlade gewöhnlich acht Schneidezähne; die obere hingegen hat statt der Schneidezähne einen knorpelartigen Wulst. Die Eckzähne fehlen bei den meisten; die Backenzähne sind bei allen wie mit sägeförmigen Querfurchen ausgeschnitten, und die Kronen derselben liegen nicht horizontal, sondern sie sind schräg ausgezähnelt, so daß an denen im Oberkiefer 9/506 die Außenseite, an denen im Unterkiefer aber die nach der Zunge hin gerichtete innere Seite die höchste ist."
Auch das Folgende, was Cuvier anführt, läßt sich noch leicht erklären: "Ein zusammengesetzteres Verdauungssystem gehört sich für die Tierarten, wo die Zähne unvollkommener sind"; das sind eben die wiederkäuenden Tiere, die ein solches zusammengesetzteres Verdauungssystem auch schon hauptsächlich darum brauchen, weil das vegetabilische Futter schwerer zu verdauen ist. Aber ich zweifle, ob man, ohne durch die Beobachtung belehrt worden zu sein, herausgebracht hätte, daß die wiederkäuenden Tiere alle gespaltene Hufe haben, daß also das Zahnsystem vollkommener [ist] bei Huftieren, die eben nicht wiederkauend sind, als bei den Tieren mit gespaltenen Hufen oder eben den wiederkäuenden. Ebenso bemerkt man, daß die Ausbildung der Zähne in durchgängiger Sympathie mit der größeren Ausbildung in der Osteologie der Füße steht." Den meisten Rindern fehlen, nach Treviranus (a. a. O., Bd. I, S. 200), die Wadenbeine ([Volcher] Coiter, De quadrupedum sceletis [1573] c. 2; [Peter] Campers Naturgeschichte des Orang-Utan [Düsseldorf 1791], S. 103). Cuvier setzt im Verfolg der angezogenen Stelle noch hinzu: "Es ist unmöglich, Gründe für diese Beziehungen anzugeben; aber daß sie nicht zufällig sind, erhellt daraus, daß, sooft ein Tier mit gespaltenen Hufen in der Einrichtung seiner Zähne eine Annäherung zu den nicht wiederkäuenden zeigt, auch die Einrichtung seiner Füße sich ihnen annähert. So zeigen die Kamele, welche Augenzähne (canines) und sogar zwei oder vier Schneidezähne an der oberen Kinnlade haben, an der Fußwurzel (tarse) einen Knochen mehr" als andere Tiere, deren Zahnsystem unausgebildeter ist. Ebenso tritt bei den Kindern die Entwicklung der Zähne und des Gehens, auch der Sprache, zu gleicher Zeit, mit dem zweiten Jahre, ein.
Die Partikularität der Bestimmung bringt also eine Harmonie in alle Gebilde des Tiers: "Die kleinste Knochenfacette, der geringste Knochenfortsatz (apophyse) hat einen bestimmten Charakter in bezug auf die Klasse, die Ordnung, die Gattung und die Art, denen er angehört, so daß, sooft man nur eine gut erhaltene Knochenspitze besitzt, man mit Hilfe der Analogie und Vergleichung alles übrige mit solcher Sicherheit bestimmen kann, als hätte man das ganze Tier vor sich" - also, wie das Sprichwort sagt, ex ungue leonem. "Ich habe oft die Erfahrung dieser Methode an Teilen bekannter Tiere gemacht, bevor ich mein ganzes Zutrauen in dieselbe für fossile Knochen setzte; immer hat sie aber einen so unfehlbaren Erfolg gehabt, daß ich nicht mehr den mindesten Zweifel in die Gewißheit der Resultate setze, die sie mir geliefert hat." 9/507
Liegt aber auch ein allgemeiner Typus zugrunde, den die Natur in den Tieren ausführt, so daß diese Ausführung der Partikularität gemäß ist, so muß man doch nicht alles, was sich beim Tiere findet, für zweckmäßig halten. In vielen Tieren finden sich Anfänge von Organen, die nur dem allgemeinen Typus angehören, nicht der Partikularität dieser Tiere, also nicht zur Entwicklung gekommen sind, weil die Partikularität dieser Tiere sie nicht braucht; man versteht sie daher auch nicht in diesen niederen Organismen, sondern sie können nur aus den höheren erkannt werden. So findet man bei Reptilien, Schlangen, Fischen Anfänge von Füßen, die keinen Sinn haben; so sind beim Walfisch Zähne nicht zur Entwicklung gekommen und ohne Bedeutung, indem nur Zahnansätze in den Kinnladen verborgen liegen. So ist umgekehrt beim Menschen manches vorhanden, was nur niedere Tiere nötig haben: er hat z. B. eine Drüse am Halse, die sogenannte Schilddrüse, deren Funktion nicht einzusehen, sondern eigentlich obliteriert und vorüber ist; aber am Fötus im Mutterleibe, noch mehr in untergeordneten Tierarten, ist dies Organ tätig.
Was nun näher die Stufenleiter der Ausbildung betrifft, welche den Haupteinteilungsgrund für die allgemeine Unterscheidung der Tiere abgibt, so beruht, indem das Tier einmal unvermittelte Produktion seiner selbst (in der inneren Ausbildung), dann eine durch die unorganische Natur vermittelte Produktion (in der Artikulation nach außen) ist, der Unterschied der Gebilde der Tierwelt darauf, daß entweder diese beiden wesentlichen Seiten in Gleichgewicht sind oder das Tier entweder mehr nach der einen oder mehr nach der andern Seite existiert, so daß, während die eine Seite mehr ausgebildet ist, die andere zurücksteht. Durch diese Einseitigkeit steht das eine Tier tiefer als das andere; doch kann bei keinem eine Seite ganz fehlen. Im Menschen, als dem Haupttypus des Organismus, da er zum Werkzeug des Geistes gebraucht wird, sind alle Seiten zur vollkommensten Entwicklung gekommen.
Die alte Einteilung der Tiere kommt dem Aristoteles zu, welcher alle Tiere in zwei Hauptgruppen teilt, in solche mit Blut (ἔναιμα) und ohne Blut (ἄναιμα), und er stellt dabei als einen allgemeinen Satz der Beobachtung auf, daß "alle Tiere, die Blut haben, ein knöchernes oder gratiges Rückgrat haben"301) . Das ist dieser große wahrhafte Unterschied. Freilich hat dagegen viel eingewendet werden können, z. B. daß auch nach ihrem Habitus blutlose Tiere doch Blut haben, wie Blutegel und Regenwürmer einen roten Saft. Im allgemeinen fragt sich: was ist Blut; und so ist es denn zuletzt 9/508 die Farbe, die den Unterschied macht. Als unbestimmt ist diese Einteilung daher verlassen worden, und Linné hat dagegen die bekannten sechs Klassen aufgestellt. Wie die Franzosen aber gegen das bloß steife, verständige Linnésche Pflanzensystem die Jussieusche Einteilung302)  in Monokotyledonen und Dikotyledonen angenommen haben, so sind sie durch Lamarck, einen geistreichen Franzosen, dennoch wieder auf jene Aristotelische Einteilung zurückgekommen, und zwar in dieser Form, statt des Bluts die Tiere zu unterscheiden in Tiere mit Rückenwirbel und ohne Rückenwirbel (animaux avec vertèbres, animaux sans vertébres). Cuvier verband beide Einteilungsgründe, da in der Tat die Tiere mit Rückenwirbel rotes Blut haben, die anderen weißes Blut und kein innerliches Skelett oder wenigstens nur ein ungegliedertes oder auch ein artikuliertes, aber äußerliches. Bei der Lamprete tritt zum ersten Male eine Rückenwirbelsäule ein, die aber immer noch lederartig ist und wo die Wirbel nur durch Furchen angedeutet sind. Tiere mit Rückenwirbel sind Säugetiere, Vögel, Fische und Amphibien, denen dann die Weichtiere (Mollusken), die Schalentiere (Krustazeen), bei denen sich von der fleischigen Haut eine Kalkkruste absondert, die Insekten und Würmer zusammen gegenübergestellt sind. Der allgemeine Anblick der Tierwelt bietet sogleich diesen ungeheuren Unterschied dar, der zwischen den zwei Gruppen herrscht, in die sie geteilt wird.
Auch entspricht dieser Unterschied der vorhin angegebenen Einteilung nach dem Verhältnis des Organismus der Eingeweide zu der organischen Gliederung nach außen, das wieder auf dem schönen Unterschiede der vie organique und vie animale beruht. "In den Tieren ohne Rückenwirbelsäule fehlt damit auch die Grundlage eines ordentlichen Skeletts. Auch haben sie keine eigentlichen Lungen, die aus Zellen bestehen; sie haben daher auch keine Stimme und kein Organ dafür."303)  Die Einteilung nach dem Blute durch Aristoteles bestätigt sich im ganzen auch dabei: "Die Tiere ohne Rückenwirbel", fährt Lamarck am angeführten Orte fort, "haben kein eigentliches Blut, das rot" und warm wäre, sondern es ist mehr Lymphe. "Das Blut verdankt seine Farbe der Intensität der Animalisation", die ihnen also gleichfalls fehlt. "Auch wahrhafte Zirkulation des Bluts fehlt im ganzen solchen Tieren; auch haben sie keine Iris im Auge, keine Nieren. Sie haben auch kein Rückenmark, auch nicht den großen sympathetischen Nerv." Die Tiere mit Rückenwirbel haben also eine größere Ausbildung, 9/509 ein Gleichgewicht des Inneren und Äußeren; bei der anderen Gruppe ist dagegen das eine auf Kosten des anderen ausgebildet. Von den Tieren ohne Rückenwirbel sind daher besonders zwei Klassen, Würmer (Mollusken) und Insekten, anzuführen; jene haben eine größere Ausbildung der Eingeweide als die Insekten, diese sind dagegen äußerlich zierlicher. Dazu kommen dann noch Polypen, Infusorien usw., die sich als ganz unausgebildet zeigen, indem sie bloße Haut und Gallerte sind. Polypen sind, wie Pflanzen, eine Sammlung mehrerer Individuen und können zerschnitten werden, auch bei der Gartenschnecke wächst der Kopf wieder. Diese Stärke der Reproduktion ist aber eine Schwäche der Substantialität des Organismus. Bei den Tieren ohne Rückenwirbel sieht man nach und nach Herz, Gehirn, Kiemen, Zirkulationsgefäße, Gehör-, Gesichts-, Sexualorgane, zuletzt die Empfindung überhaupt, ja selbst die Bewegung verschwinden.304)  Wo die Innerlichkeit für sich herrscht, sind die Verdauung, die Reproduktionswerkzeuge, als das konkrete Allgemeine, worin noch keine Differenz liegt, ausgebildet. Erst wo die Tierwelt in die Äußerlichkeit fällt, findet, mit dem Heraustreten der Sensibilität und Irritabilität, eine Differenzierung statt. Während also in den Tieren ohne Rückenwirbel das organische und das animalische Leben im Gegensatz stehen, muß bei denen mit Rückenwirbel, wo beide Momente in einer Einheit sind, dann der andere wesentliche Bestimmungsgrund nach dem Elemente eintreten, für welches das Tier ist, ob es nämlich ein Landtier, Wassertier oder Lufttier ist; die Tiere ohne Rückenwirbel zeigen dagegen diese Beziehung ihrer Entwicklung zu den Elementen darum nicht, weil sie schon dem ersten Einteilungsgrunde unterworfen sind. Es gibt aber natürlich auch Tiere, die Mitteldinge sind, was seinen Grund in der Ohnmacht der Natur hat, dem Begriff nicht treu bleiben und die Gedankenbestimmungen nicht rein festhalten zu können.
a) Bei den Würmern, Mollusken, Konchylien usw. ist der innere Organismus ausgebildeter, aber nach außen sind sie formlos: "Der äußeren Verschiedenheit der Mollusken von den höheren Tierklassen ungeachtet, finden wir dennoch in ihrem Innern zum Teil die Organisation der letzteren wieder. Wir sehen ein Gehirn, das auf dem Schlunde ruht, ein Herz mit Arterien und Venen, aber keine Milz und Pankreas. Das Blut ist von weißer oder bläulicher Farbe, und der Faserstoff bildet sich nicht im Cruor, sondern seine Fäden schwimmen frei in dem Serum. Die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane sind nur bei wenigen an verschiedene Individuen verteilt, und bei diesen ist der Bau jener Organe so 9/510 eigen, daß sich ihre Bestimmung oft nicht einmal mutmaßen läßt."305)  - "Sie atmen durch Kiemen, haben ein Nervensystem, aber nicht geknotete Nerven, d. h. keine solchen, die eine Reihe Ganglien vorstellen, und ein oder mehrere Herzen, die einkammerig, aber doch ausgebildet sind."306)  Das System der äußeren Artikulation ist dagegen bei den Mollusken viel unausgebildeter als bei den Insekten: "Der Unterschied von Kopf, Brust und Unterleib, wovon bei Fischen und Amphibien immer noch Spuren sind, verschwindet hier ganz. Die Mollusken haben auch keine Nase; den meisten fehlen alle äußeren Gliedmaßen, und sie bewegen sich entweder durch eine abwechselnde Zusammenziehung und Erschlaffung ihrer Bauchmuskeln, oder sie sind einer fortschreitenden Bewegung ganz unfähig."307) 
b) Die Insekten stehen in den Bewegungswerkzeugen viel höher als die Mollusken, die überhaupt nur wenige Bewegungsmuskeln haben; denn die Insekten haben Füße, Flügel, ferner den bestimmten Unterschied von Kopf, Brust und Bauch. Im Innern dagegen sieht es um so unentwickelter bei ihnen aus. Das System des Atmens geht durch den ganzen Körper hindurch und fällt mit dem Verdauungssystem zusammen, wie bei einigen Fischen. Ebenso hat das Blutsystem wenig gebildete Organe, und auch diese sind kaum vom Verdauungssystem zu unterscheiden, während die äußere Artikulation, z. B. der Freßwerkzeuge usw., um so bestimmter formiert ist. "Bei den Insekten und anderen niederen Tierklassen scheint ohne Kreislauf eine Bewegung der Säfte auf die Art stattzuhaben, daß immer nur von der Fläche des Speisekanals aus Säfte in den Körper aufgenommen werden, welche zum Wachstum der Teile angewandt und dann nach und nach wieder durch die Oberfläche oder andere Wege als Auswurfstoffe aus dem Körper geschafft werden."308)  - Das sind die Hauptklassen der Tiere ohne Rückenwirbel; nach Lamarck (a. a. O., S. 128) haben sie vierzehn Einteilungen.
c) Was die weitere Unterscheidung betrifft, so teilen sich die Tiere mit Rückenwirbel einfacher nach einem Elemente der unorganischen Natur, der Erde, der Luft und dem Wasser ein, indem sie entweder Landtiere oder Vögel oder Fische sind. Dieser Unterschied ist hier schlagend und gibt sich unmittelbar dem unbefangenen Natursinn zu erkennen, während er vorher zu etwas Gleichgültigem wurde. Denn viele Käfer z. B. haben Schwimmfüße, leben 9/511 aber ebenso auf dem Lande, und haben auch Flügel zum Fliegen. Es gibt nun allerdings auch bei den höheren Tieren Übergänge von einer Klasse in die andere, welche jenen Unterschied vernichten. Das Leben in verschiedenen Elementen vereinigt sich, eben weil es nicht gelingen kann, an der Vorstellung des Landtiers die einzelne Bestimmtheit herauszufinden, welche den einfachen wesentlichen Charakter desselben enthalten soll. Nur der Gedanke, der Verstand kann feste Unterschiede machen, nur der Geist, weil er Geist ist, Werke produzieren, die diesen strengen Unterschieden gemäß sind. Werke der Kunst oder der Wissenschaft sind so abstrakt und wesentlich individualisiert, daß sie ihrer individuellen Bestimmung getreu bleiben und nicht wesentliche Unterschiede vermischen. Vermischt man auch in der Kunst, wie bei der poetischen Prosa und der prosaischen Poesie, bei der dramatisierten Historie, oder wenn man Malerei in die Musik oder in die Dichtkunst bringt, oder steinern malt und z. B. Locken in der Bildhauerkunst darstellt (auch das Basrelief ist ein statuarisches Malen), so ist damit die Eigentümlichkeit verletzt; denn nur durch eine bestimmte Individualität sich ausdrückend kann der Genius ein echtes Kunstwerk hervorbringen. Will ein Mensch Dichter, Maler, Philosoph sein, so ist es dann auch danach. In der Natur ist dies nicht der Fall: ein Gebilde kann nach zwei Seiten hin gehen. Daß nun aber auch das Landtier, in den Zetazeen, wieder ins Wasser fällt, der Fisch auch wieder in den Amphibien und Schlangen aufs Land steigt und da ein jämmerliches Gebilde macht, indem in den Schlangen z. B. Ansätze von Füßen vorhanden sind, die aber bedeutungslos sind, daß der Vogel Schwimmvogel wird, bis ein Ornithorynchus, das Schnabeltier, gegen das Landtier herübergeht oder im Strauß der Vogel ein kamelartiges Landtier wird, das mehr mit Haaren als mit Federn bedeckt ist, daß das Landtier, auch der Fisch, dort in den Vampyren und Fledermäusen, hier im fliegenden Fisch, es auch zum Fliegen bringen, - alles dies hebt jenen Grundunterschied dennoch nicht auf, der nicht ein gemeinschaftlicher sein soll, sondern ein an und für sich bestimmter ist. Gegen jene unvollkommenen Naturproduktionen, die nur Vermischungen solcher Bestimmungen sind, so gut als eine feuchte Luft oder eine feuchte Erde (d. i. Dreck), müssen die großen Unterschiede festgehalten und die Übergänge als Vermischungen der Unterschiede eingeschoben werden. Die eigentlichen Landtiere, die Säugetiere, sind das Vollkommenste; darauf folgen die Vögel, und die Fische sind das Unvollkommenste.
α) Die Fische fallen dem Wasser anheim, wie ihr ganzer Bau zeigt; die Artikulation ist durch das Element beschränkt und daher in sich gedrungen. Ihr Blut hat wenig Wärme; denn sie ist von der 9/512 Temperatur des Mediums, in dem sie leben, nicht viel unterschieden. Die Fische haben ein Herz mit einer einzigen Kammer oder mit mehreren, die dann aber untereinander in unmittelbarer Verbindung stehen. Lamarck, am angeführten Orte (von S. 140 an) die vier höheren Tierklassen beschreibend, sagt von den Fischen: "Sie haben Respiration durch Kiemen, eine glatte oder schuppige Haut, Flossen, keine Luftröhre (trachée), keinen Kehlkopf, keinen Tastsinn, wahrscheinlich auch keinen Geruch." Fische und andere Tiere stoßen ihre Jungen geradezu ab, ihre Erzeugnisse gehen sie sogleich ganz und gar nichts mehr an; solche Tiere kommen daher noch nicht zur Empfindung der Einheit mit ihren Jungen.
β) Reptilien oder Amphibien sind Mittelgebilde, die teils der Erde, teils dem Wasser angehören, und als solche etwas Widriges. Sie haben nur eine Herzkammer, unvollkommene Lungenrespiration, eine glatte Haut oder sind mit Schuppen bedeckt. Frösche haben in ihrer Jugend noch keine Lunge, sondern Kiemen.
γ) Vögel haben, wie die Säugetiere, Empfindung für ihre Jungen. Sie geben ihnen ihre Nahrung im Ei mit: "Ihr Fötus ist in einer unorganischen Hülle (der Eierschale) enthalten und hat bald mit der Mutter keine Verbindung mehr, sondern kann sich darin entwickeln, ohne sich von ihrer Substanz zu ernähren."309)  Die Vögel wärmen ihre Jungen durch ihre eigene Wärme, geben ihnen von ihrem Fressen, füttern auch ihre Weibchen; sie geben aber nicht ihre eigene Person hin, während die Insekten vor ihren Jungen sterben. Die Vögel beweisen durch ihren Nesterbau den Kunst- und Bildungstrieb, kommen so zur positiven Selbstempfindung, indem sie sich für ein Anderes zur unorganischen Natur machen; und das Dritte, die Jungen, sind ein von ihnen unmittelbar Exzerniertes. Lamarck (a. a. O., S. 150) will folgende Rangordnung unter den Vögeln in dieser Beziehung machen: "Bedenkt man, daß die Wasservögel (wie z. B. die plattfüßigen Vögel), daß die Strandläufer und das Hühnergeschlecht den Vorteil vor allen übrigen Vögeln haben, daß ihre Jungen, nachdem sie aus dem Ei gekrochen sind, sogleich gehen und sich ernähren können, so wird man einsehen, daß sie die drei ersten Ordnungen bilden müssen und daß die Taubenarten, die Sperlingsarten, die Raubvögel und die Kletterer die vier letzten Ordnungen dieser Klasse bilden müssen, denn ihre Jungen, nachdem sie aus dem Ei gekrochen sind, können weder gehen noch sich von selbst ernähren." Gerade diesen Umstand aber kann man dafür ansehen, daß er sie vor jene setzt, wie denn ohnehin die plattfüßigen Vögel Zwitter sind. - Die Vögel unterscheiden sich durch das Positive der Verbindung, worin ihre 9/513 Lungen mit häutigen Luftbehältern und den großen markleeren Höhlen ihrer Knochen stehen. Sie sind ohne Brüste, indem sie nicht säugen, haben zwei Füße; und die zwei Arme, oder Vorderfüße, sind zu Flügeln umgebildet. Weil das Tierleben hier in die Luft geworfen ist und in den Vögeln so das abstrakte Element lebt, so gehen sie zum Übergewicht der Vegetation hinüber und zurück, die sich auf ihrer Haut zu Federn ausbildet. Da die Vögel der Luft angehören, ist ferner auch ihr Brustsystem besonders ausgebildet. Viele Vögel haben daher nicht nur, wie die Säugetiere, eine Stimme, sondern auch Gesang, indem das Erzittern in sich selbst sich so in der Luft als seinem Elemente ausbildet. Während das Pferd wiehert und der Ochse brüllt, setzt der Vogel diesen Schrei als ideellen Genuß seiner selbst fort. Das Herumwälzen auf dem Boden, als plumpes Selbstgefühl, fehlt dagegen dem Vogel; er schmiegt sich nur an die Luft und kommt in ihr zum Selbstgefühl.
δ) Die Säugetiere haben Brüste, vier artikulierte Extreme und alle Organe ausgebildet. Weil sie Brüste haben, säugen und nähren sie ihre Jungen aus sich selbst. Diese Tiere kommen so zum Gefühl der Einheit des einen Individuums mit einem anderen, zum Gefühl der Gattung, die im Erzeugten, worin eben beide Individuen Gattung sind, zur Existenz gelangt, wenn auch diese Einheit des Individuums mit der Gattung in der Natur wieder zur Einzelheit herunterfällt. Die vollkommenen Tiere verhalten sich aber noch zu dieser Existenz als Gattung, indem sie darin ihr Allgemeines empfinden; das sind die Säugetiere und unter den Vögeln die, welche noch brüten. Die Affen sind am bildsamsten und lieben ihre Jungen am meisten; der befriedigte Geschlechtstrieb wird ihnen noch objektiv, indem sie selbst in ein Anderes übergegangen sind und in der Sorge für die Mitteilung von dem Ihrigen die höhere begierdelose Anschauung dieser Einheit haben. - Bei den Säugetieren geht die Haut zwar auch ins Vegetative, aber das vegetative Leben ist darin lange nicht so mächtig als bei den Vögeln. Bei den Säugetieren geht die Haut in Wolle, Haare, Borsten, Stacheln (beim Igel), ja bis zu Schuppen und Panzern (im Armadill) fort. Der Mensch hingegen hat eine glatte, reine, viel mehr animalisierte Haut; auch legt die Haut hier alles Knochenartige ab. Starker Haarwuchs kommt dem weiblichen Geschlechte zu. Starkes Haar auf der Brust und sonst wird beim Manne als Stärke angesehen; es ist aber eine relative Schwäche der Hautorganisation.
Für die weiteren wesentlichen Einteilungen hat man das Verhalten der Tiere als Individuen gegen andere zugrunde gelegt, also ihre Zähne, Füße, Klauen, ihren Schnabel. Daß man diese Teile genommen 9/514 hat, ist durch einen richtigen Instinkt geschehen, denn die Tiere unterscheiden sich dadurch selbst von anderen; soll der Unterschied aber wahrhaft sein, so darf er nicht unsere Unterscheidung durch Merkmale, sondern muß ein Unterschied des Tieres selbst sein. Dadurch, daß es sich durch seine Waffen gegen seine unorganische Natur individuell setzt, beweist es sich als für sich seiendes Subjekt. Bei den Säugetieren unterscheiden sich die Klassen sehr genau danach: 1. in Tiere, deren Füße Hände sind, der Mensch und der Affe (der Affe ist eine Satire auf den Menschen, die dieser gern sehen muß, wenn er es nicht so ernsthaft mit sich nehmen, sondern sich über sich selbst lustig machen will); 2. in Tiere, deren Extremitäten Krallen sind, - Hunde, reißende Tiere wie der Löwe, der König der Tiere; 3. in Nagetiere, wo die Zähne besonders ausgebildet sind; 4. in Fledermäuse mit ausgespannten Haut zwischen den Zehen, wie sie schon bei einigen Nagetieren vorkommt (sie grenzen mehr an Hunde und Affen), 5. in Faultiere, wo die Zehen zum Teil ganz fehlen und in Krallen übergegangen sind; 6. in Tiere mit flossenartigen Gliedmaßen, die Cetacea; 7. in Tiere mit Hufen, wie Schweine, Elefanten, die einen Rüssel haben, Rinder mit Hörnern, Pferde usw. Die Kraft dieser Tiere liegt nach oben, sie sind meist zahm zur Arbeit; und die Ausbildung der Extremitäten zeigt ein besonderes Verhältnis zur unorganischen Natur. Faßt man die Tiere unter 2, 3, 4, 5 als Krallentiere zusammen, so hat man vier Klassen: αα) Tiere mit Händen, ββ) mit Krallen, γγ) mit Hufen zur Arbeit, δδ) mit Flossen. Lamarck (a. a. O., S. 142) gibt hiernach folgende Abstufung (dégradation) der Säugetiere: "Die klauigen Säugetiere (mammifères onguiculés) haben vier Glieder, platte oder spitze Krallen an den Extremitäten ihrer Zehen, die nicht davon eingehüllt werden. Diese Glieder sind im allgemeinen geeignet, die Gegenstände zu ergreifen oder wenigstens sich daran anzuhängen. Unter ihnen befinden sich die am vollkommensten organisierten Tiere. Die hufigen (ongulés) Säugetiere haben vier Glieder, deren Zehen an ihren Extremitäten gänzlich von einem gerundeten hornartigen Körper (corne) eingehüllt sind, den man Huf (sabot) nennt. Ihre Füße dienen nur dazu, auf der Erde zu gehen oder zu laufen, und können nicht gebraucht werden, sei es um auf die Bäume zu klettern, sei es irgendeinen Gegenstand oder Beute zu ergreifen, sei es andere Tiere anzufallen und zu zerreißen. Sie nähren sich nur von Vegetabilien. Die unbehuften (exongulés) Säugetiere haben nur zwei Extremitäten, und diese sind sehr kurz und platt und wie Flossen gebildet. Ihre Zehen, von der Haut eingehüllt, haben weder Krallen noch Hufe (corne); sie sind von allen Säugetieren die am unvollkommensten organisierten. Sie haben weder ein 9/515 Becken noch Hinterfüße; sie schlucken herunter, ohne vorher zu kauen; endlich leben sie gewöhnlich im Wasser, kommen aber, die Luft an der Oberfläche zu atmen." - Was die weiteren Unterabteilungen betrifft, so muß man hier der Natur das Recht des Spiels und Zufalls, d. h. des Bestimmtseins von außen, lassen. Doch machen die Klimate noch das große Bestimmende. Weil sich im Süden die Tierwelt mehr nach klimatischen und Länderunterschieden partikularisiert als im Norden, so sind der asiatische und afrikanische Elefant wesentlich voneinander unterschieden, während Amerika keine hat; ebenso sind Löwen und Tiger usf. unterschieden.

300) Georges Cuvier, Recherches sur les ossements fossiles des quadrupèdes, Paris 1812

301) *Aristoteles, Historia animalium, I, 4; III, 7

302) Antoine-Laurent de Jussieu, Genera plantarum secundum ordines naturales disposita, Paris 1789

303) *Lamarck, Eléments de zoologie, T. I, p. 159 [vgl. Philosophie zoologique, 2 Bde., Paris 1809, chap. VI]

304) *Lamarck, Eléments de zoologie, T. I, p. 214 [vgl. Philosophie zoologique, 2 Bde., Paris 1809]

305) *[Gottfried Reinhold Treviranus] Biologie oder Philosophie der lebenden Natur [für Naturforscher und Ärzte, 6 Bde., Göttingen 1802-22] Bd. I, S. 306 f.

306) *Lamarck, Eléments de zoologie, T. I, p. 165 [vgl. Philosophie zoologique, 2 Bde., Paris 1809]

307) *[Gottfried Reinhold Treviranus] Biologie oder Philosophie der lebenden Natur [für Naturforscher und Ärzte, 6 Bde., Göttingen 1802-22] Bd. I, S. 305 f.

308) *Johann Heinrich Ferdinand von Autenrieth, Handbuch der [empirischen menschlichen] Physiologie [Tübingen 1801/02], Teil I, S. 346

309) *Lamarck, Eléments de zoologie, T. I, p. 146 [vgl. Philosophie zoologique, 2 Bde., Paris 1809]